Projekte durch "Hand in Hand für Norddeutschland"

Neue Spendenprojekte

Durch die Spendenaktion „Hand in Hand für Norddeutschland“ des Norddeutschen Rundfunks konnten wir im Jahr 2022 neue Projekte planen und umsetzen. Diese Projekte setzen da an, wo die Pandemie Spuren hinterlassen hat. Wir werden die Projekte in loser Reihenfolge an dieser Stelle vorstellen. 

Gruppenangebot für Väter bei Partnerschaftsgewalt: Die Vätergruppe

Partnerschaftsgewalt ist ein Phänomen häuslicher Gewalt, das uns im Kinderschutz stetig bewegt. Kinder leiden unter der Gewalt zwischen ihren Eltern, sie sind ganz direkt von dieser Form häuslicher Gewalt betroffen – mit steigender Tendenz. In Deutschland ist die Fallzahl seit 2017 von 138.893 Fällen (vgl. PKS Bundeskriminalamt 2019 – Partnerschaftsgewalt, kriminalstatistische Auswertung, S. 3) bis 2023 auf 167.865 dokumentierte Fälle angestiegen (vgl. PKS Bundeskriminalamt 2023 – Lagebild Häusliche Gewalt, S. 7), mit steigendem Trend. Die Dunkelziffer ist höher.

In der Beratung in den Kinderschutzzentren und der Erziehungsberatungsstelle sprechen wir mit Müttern und Vätern, die Partnerschaftsgewalt ausüben oder ausgeübt haben mit dem klaren Ziel, dass die Gewalt aufhört. Es fällt jedoch auf, dass vor allem Väter mit unseren gängigen Beratungssettings oft wenig anfangen können oder diese erst gar nicht annehmen. Auch aus Gesprächen mit Kolleg*innen aus anderen Einrichtungen und Zentren vernahmen wir immer wieder einen formulierten Mehrbedarf für diese Klientel, sodass wir uns schließlich gemeinsam auf den Weg machten.

Wir entwickelten mit einem Team aus verschiedenen Einrichtungen das Konzept eines Gruppenangebots für Väter bei Partnerschaftsgewalt.

„Die Vätergruppe“ umfasst 10 Termine a 120 Minuten, in denen die Väter lernen, Frühwarnzeichen und Hinweise auf innere sich anbahnende Impulsdurchbrüche zu erkennen, einzuschätzen und abzuwenden. Sie werden mit einer Vielzahl an Methoden zur Verhaltensänderung in Risikosituationen vertraut gemacht und üben diese ein. Sie lernen, was das Erleben von Gewalt mit Kindern macht und setzen sich mit ihrer eigenen Vaterrolle auseinander. Sie übernehmen Verantwortung, erstellen gewaltfreie Zukunftsvisionen und Pläne wie sie diese erreichen können.

Nach einer sechsmonatigen Konzeptphase in 2022 starteten wir an zwei Standorten mit der praktischen Umsetzung. Bis heute konnten wir drei Gruppen erfolgreich durchführen, der nächste Durchgang ist für Herbst 2024 geplant. Aktuell wollen wir zwei Gruppen im Jahr anbieten und freuen uns, dass dies durch die Spenden von “Hand in Hand für Norddeutschland” möglich ist.

Unser Eindruck ist, dass die Väter mit den Methoden zur Verhaltensänderung, Übungen zur Verantwortungsübernahme, der Auseinandersetzung mit sich, der Gewalt und ihren Folgen im Gruppensetting viel anfangen konnten. Die Väter berichteten von ersten Erfolgen in der Umsetzung der gelernten Methoden und einige Teilnehmer wollen im Anschluss an die Gruppe weitere Hilfen in Anspruch nehmen.

Bei Familien und Kooperationspartnern in den Sozialräumen stößt „Die Vätergruppe“ zunehmend auf Interesse, so dass wir am 10.09.24 unser Gruppenangebot erstmals extern im Rahmen des Symposiums „Kinderschutz ohne Väter?“ am Universitätsklinikum Eppendorf vorstellen dürfen.

Wir sind überzeugt durch diese etwas andere Form der Arbeit viel Gutes für Kinder tun zu können.

„Bewegungsförderung im KiFaZ Lurup durch die Fachkompetenz einer Fachkraft aus der Frühförderung“

Wir konnten durch die Spendengelder eine Fachkraft einstellen, die speziell für Kinder mit Förderbedarf bei uns vor Ort ist. Stephanie war lange in einer Integrationskita beschäftigt und war dort zuständig für die Teilhabe von Kindern mit Förderbedarf. Stephanies Fokus bei uns liegt in der Begegnung mit den Familien und den Aufbau von guter Beziehungsarbeit. Erst dann ist es häufig möglich, Probleme und Belastungen zu thematisieren. Stephanies Angebot ist integriert in die bestehenden Angebote im KiFaz. Unsere Erfahrung zeigt, dass auf diese Weise Eltern sehr niedrigschwellig und erfolgreich angesprochen und erreicht werden.

Im Bewegungsraum fördert Stephanie gezielt die Bewegung und Wahrnehmung der Kinder durch spezielle Aufbauten. Dadurch wird die motorische und senso-motorischen Entwicklung gefördert. Sie ermutigt die Kinder, individuelle Herausforderungen zu üben und zu meistern, um die Wahrnehmung und Konzentration der Kinder zu stärken. Die Kinder werden auf allen Sinnesebenen angesprochen, dabei werden auch kreative und feinmotorische Fähigkeiten trainiert. Gleichzeitig ist dabei auch immer die Elternarbeit wichtig.

Verunsicherte Eltern bekommen die individuelle Entwicklung und individuellen Entwicklungsfortschritte der Kinder gespiegelt, ohne sie mit anderen Kindern zu vergleichen. Es werden Entwicklungsschritte erklärt und der Blick auf das gerichtet, was gut gelingt.   

Ängstliche Eltern lernen im direkten Austausch, dass potentielle Gefahrensquellen manchmal auch dazu gehören und sie werden darin bestärkt, ihren Kindern etwas zuzutrauen.

Außerdem erhalten Eltern, die sich um die Entwicklung ihrer Kinder Sorgen machen, eine individuelle Beratung und Unterstützung. Stephanie kennt alle weiteren Hilfsangebote und unterstützt bei der Vermittlung an die entsprechenden Stellen.

Ein Beispiel von der erfolgreichen Arbeit ist ein Vater, der sein Kind aufgrund seiner eigenen Ängste sehr begrenzt hat im Bewegungsverhalten. Inzwischen traut er seinem Kind viel mehr zu und steht im regelmäßigen Kontakt mit Stephanie, um sein Zutrauen zu stärken.

Oder auch eine Familie, deren Kind ein herausforderndes und für die Eltern schwieriges Verhalten zeigte. Durch die Unterstützung von Stephanie konnten  Die umfangreichen Anmeldebögen für die Überleitung an ein pädiatrisches Zentrum ausgefüllt werden und das Kind die notwendigen Therapien erhalten. 

Das Kinder- und Familienzentrum Lurup (KiFaZ) ist ein Treffpunkt für Kinder, Familien und werdende Eltern. Hier lernen sie andere Mütter und Väter aus der Nachbarschaft kennen und finden Spielgefährten für Ihre Kinder. Für neu zugezogene Familien verstehen sich das KiFaZ als erste Anlaufstelle und bieten Ihnen Orientierung über Angebote im Stadtteil.

Die regelmäßigen, wöchentlichen Angebote umfassen verschiedene Mütter-/Väter-/Kind-Gruppen, Angebote für Schulkinder, Cafézeiten mit Austauschmöglichkeiten, Informationsangebote sowie individuelle Beratung in Alltagsfragen oder schwierigen Lebenssituationen.