Fachstelle Schutzkonzepte für die Umsetzung der Kinder- und Jugendrechte

Fachstelle Schutzkonzepte
für die Umsetzung der Kinder- und Jugendrechte

Die Fachstelle Schutzkonzepte begleitet Einrichtungen dabei, Schutzkonzepte zu erstellen und nachhaltig zu verankern. Gelebte institutionelle Schutzkonzeptprozesse sind essenziell, um Kinder und Jugendliche in Einrichtungen der Bildungs-, Erziehungs- und Gesundheitshilfe vor Grenzverletzungen und Gewalt zu schützen. 

Beschreibung der Bausteine

 Sensibilisierung Machtmissbrauch und (sexualisierte) Gewalt

In dem ersten Modul werden neben der Vermittlung von Daten und Fakten zu sexualisierter Gewalt auch Täter*innenstrategien thematisiert. Zudem erfolgt eine Auseinandersetzung mit den Begriffen Macht, Abhängigkeit und Vertrauen. Ziel ist es zu verdeutlichen, dass Kinder und Jugendliche in Einrichtungen nur dann geschützt sind, wenn eine Kultur der Wertschätzung und Achtsamkeit besteht, die von allen gelebt wird und in der ein verantwortungsvoller Umgang mit Grenzen im Alltag selbstverständlich ist.

Risiko und Ressourcenanalyse

Die Risiko- und Ressourcenanalyse bildet die Grundlage für alle weiteren Schritte im Schutzkonzeptprozess. Dabei handelt
es sich um ein strukturiertes, leitliniengesteuertes Vorgehen, das den aktuellen Stand des Kinderschutzes innerhalb der Einrichtung auf verschiedenen Ebenen erfasst – dazu gehören Ansprechpersonen, fachliches Wissen, pädagogische Konzepte sowie Strukturen im Präventions- und Interventionsbereich. Ziel ist es, sowohl vorhandene Ressourcen als auch reale Gefährdungsmomente sichtbar zu machen und eine Atmosphäre zu erfassen, die die Haltung und Kultur des Trägers und der Einrichtung widerspiegelt.

Umgang mit Nähe und Distanz

Der Baustein „Nähe und Distanz“ setzt sich intensiv mit den eigenen Werten auseinander und erfordert eine grundsätzliche Reflexion der eigenen Haltungen und Einstellungen. Dabei wird ein Regelwerk (Verhaltenskodex) für den Umgang mit Nähe und Distanz in unterschiedlichen Kontexten entwickelt. Ziel ist es, Willkür zu vermeiden und Personen mit machtmissbräuchlichen Absichten möglichst wenig Raum zu bieten. Das gemeinsam erarbeitete Regelwerk soll ein stabiles Fundament schaffen, das Sicherheit, Klarheit und Orientierung bietet. Gleichzeitig sollen junge Menschen gestärkt werden, sich aktiv an Entscheidungsprozessen zu beteiligen und eigene Ressourcen zu nutzen.

Partizipation

Ein gelebtes Schutzkonzept erfordert Beteiligung, die junge Menschen in ihrem Selbstbewusstsein und ihrer Fähigkeit zur Selbstbestimmung stärkt. Eine solche Kultur der Beteiligung ist ein entscheidender Schutzfaktor gegen Machtmissbrauch in Organisationen. Junge Menschen haben das Recht, in ihrer Fähigkeit unterstützt zu werden, selbstbewusst und sicher mit Erwachsenen zu interagieren und ihre Anliegen oder Beschwerden klar zu äußern.

Sexualpädagogisches Konzept

Ein sexualpädagogisches Konzept vermittelt Wissen und fördert das Verständnis von Sexualität. Es zielt darauf ab, Kinder und Jugendliche aufzuklären, ein gesundes Verständnis von Sexualität zu entwickeln und gesunde Beziehungen sowie soziale Kompetenzen zu fördern. Dabei werden auch psychosexuelle Entwicklung, Sprache und kulturspezifische Aspekte berücksichtigt. Entscheidend für die erfolgreiche Vermittlung ist die Selbstreflexion sowie die Kommunikation und Zusammenarbeit im Team, da oft Unsicherheit und mangelnde Konzepte zu sexualpädagogischen Themen bestehen.

Beschwerdemanagement

Für ein funktionierendes Schutzkonzept ist die Einführung eines Beschwerdeverfahrens für junge Menschen, Eltern, Mitarbeitende und Außenstehende entscheidend. Dies erfordert eine Auseinandersetzung mit der Kultur des „Sich-Beschwerens“ sowie ein Verständnis für den Umgang mit Fehlern. Es gilt, ein offenes Klima zu schaffen, in dem Fehler nicht mit Schuldzuweisungen oder Sanktionen belegt werden, sondern als Chancen zur Weiterentwicklung von Strukturen und Prozessen betrachtet werden. Ein solches Klima bildet die Grundlage für ein effektives Beschwerdesystem.

Verfahrensplan

Der Verfahrensplan beschreibt die Schritte und Zuständigkeiten bei Verdacht auf sexualisierte Gewalt durch Mitarbeitende, angepasst an die spezifischen Bedingungen der Einrichtung. Er dient als Leitfaden für besonnenes Handeln im Kinderschutz und sollte auch ein Rehabilitationsverfahren für unbegründete Verdachtsfälle beinhalten. Zudem fordert der Plan die Aufarbeitung von Vorfällen, um präventive Maßnahmen zu entwickeln. Alle Mitarbeitenden sollten den Plan kennen und anhand von Fallbeispielen trainiert werden. Bei Übergriffen zwischen Kindern oder Jugendlichen gelten die gleichen Standards zur Gefährdungseinschätzung und zum Schutz.

Personalmanagement

Der Bereich Personalverantwortung im Kinderschutzkonzept umfasst eine sorgfältige/sensible Personalauswahl, die die Vorlage eines erweiterten Führungszeugnisses sowie weiterer zulässiger Maßnahmen einschließt. Auch nach der Einstellung bleibt Prävention ein zentrales Thema, das durch den Austausch in Teamsitzungen und Gesprächen gefördert wird. Die Leitungsebene ist dafür verantwortlich, Standards kritisch zu hinterfragen und Mitarbeitende aktiv hinsichtlich des professionellen Umgangs mit Kindern und der Einhaltung des Verhaltenskodex anzusprechen.

Kontakt

Fachstelle Schutzkonzepte für die Umsetzung der Kinder- und Jugendrechte

Leitung: Ulrike Minar

E-Mail: fachstelle-schutzkonzepte@kinderschutzbund-hamburg.de

Telefon: 040 / 43 29 27 – 51

 

Projekt: INKLUSIVE SCHUTZKONZEPTE: Kinder beteiligen, Schulen stärken

E-Mail: inklusive-schutzkonzepte@kinderschutzbund-hamburg.de

Telefon: 040 / 43 29 27 – 54

Fortbildungsreihe: Einführung in Schutzkonzeptprozesse

Start: 07. Juli 2025

Hier anmelden

Literaturverzeichnis

  • Kroetsch, M. & Minar, U. (2022): Stärkung der Kinderrechte durch Kinderschutz-Konzepte in der Kita. Zur Bedeutung einer partizipativen Haltung der begleitenden Fachkräfte. In: Oswald, C. u.a. (Hrsg.): Beltz Juventa .
  • Kommission zur Prävention von sexuellem Missbrauch von Kindern und Jugendlichen. (2020). Bilanzbericht der Kommission zur Prävention von sexuellem Missbrauch von Kindern und Jugendlichen. Niedersächsisches Ministerium für Justiz.
  • Minar, U. (2020). Gelebte Schutzkonzepte in Einrichtungen: Von der „Checkliste“ zur gemeinsamen Haltung. In Die Kinderschutzzentren (Hrsg.), Sexuelle Gewalt an Kindern in familiären Lebenswelten – Zugänge und Hilfen. Die Kinderschutz-Zentren. S. 201– 216.
  • ubskm.de – Website der Missbrauchsbeauftragten: beauftragte-missbrauch.de
  • Wanzeck-Sielert, C. (2005). Sich selbst entdecken und sinnlich erfahren: Sexualpädagogik in der KiTa. Kindergarten heute, 35(2), 6–12.